Bäume als Opfer fachlicher Fehleinschätzung
Mangelndes Wissen führt immer noch häufig zu Baumfällungen, welche fachlich nicht zu begründen sind.
Allgemein kann festgestellt werden, dass der Qualifikationsstandard der in der Baumkontrolle beschäftigten Personen in den letzten Jahren deutlich angehoben werden konnte. Dafür verantwortlich sind entsprechende Lehrgänge, welche in vielfältiger Weise bundesweit angeboten und auch genutzt werden. Letztendlich ist die Qualität einer durchgeführten Baumkontrolle aber nicht nur abhängig vom erlangten theoretischen Fachwissen einer Kontrollperson. Im Arbeitsalltag zeigt sich immer wieder, das individuelle Wesensarten immer wieder Kontrollergebnisse beeinflussen.
Letztendlich handelt es sich um eine mental fordernde Tätigkeit, welche stets Sicherheitserwartungen und vorgefundene Sicherheitsreserven des Untersuchungsobjektes gegeneinander abzuwägen hat. Keine Aufgabe für insgesamt eher unsichere Personen, eben so wenig eine Aufgabe für Charaktere, welche zu den „Entscheidungsraketen“ zählen. Die notwendige Sicherheit und Souveränität in der Bewertung des Vorgefundenen wird sich umfassend nur in der beruflichen Praxis entwickeln lassen. Daher sollte gerade für junge Berufskollegen/innen bei Unsicherheiten in der Einschätzung der Verkehrssicherheit von Bäumen gelten, dass sie sich Rat bei einem erfahrenen Berufskollegen/in einholen sollten. Das kann vermeidbare Versagensfälle verhindern. Vielmehr führt ein solches Agieren zu einem zusätzlichen Erkenntnisgewinn.
Viel zu viele Fällungen
Leider zu häufig werden Sachverständige mit Baumgutachten, Baumkontrollberichten oder mündlich vorgetragenen Baumkontrollergebnissen konfrontiert, in welchen die Ergebnisauswertung zu falschen Handlungsempfehlungen und -entscheidungen geführt hat. Das bedeutet, dass immer noch viel zu viele völlig verkehrssichere Bäume jeglicher Altersstufe gefällt werden. Dadurch werden hohe Vermögensschäden verursacht, da sowohl der entnommene Baum einen unter Umständen hohen Sachwert dargestellt hat, welcher in der Regel den reinen Materialwert deutlich übersteigt. Darüber hinaus entstehen selbstverständlich auch ökonomisch weniger leicht zu fassende Schäden am Siedlungsbild, am Wohn- und Lebenswert sowie am Natur- und Landschaftshaushalt.
Haltbare Aussagen in Bezug auf die Verkehrssicherheit eines Baums können in der Regel nur von speziell geschulten und in der Praxis erfahrenen Fachkräften getroffen werden. Gärtner, Förster, Landschaftsgärtner, Landschaftsarchitekten etc. sind daher ohne eine entsprechende Zusatzausbildung zu derartigen Tätigkeiten nicht befähigt. Eher schon Waldfacharbeiter, da dieser Berufszweig täglich Bäume bezüglich ihres Sicherheitszustandes vor einer Fällung einzuschätzen hat.